Insekten als Proteinquelle – was in vielen Kulturen längst Alltag ist, hält nun auch Einzug in die Heimtierernährung. Immer mehr Hersteller bieten Insektenfutter für Hunde und Katzen an und werben mit Nachhaltigkeit, Allergikerfreundlichkeit und Tierwohl. Doch wie sinnvoll ist diese Form der Ernährung wirklich, insbesondere für Katzen, die obligate Karnivoren sind?
In diesem Beitrag schauen wir uns das Thema Insektenfutter für Katzen ganz genau an – aus ernährungsphysiologischer, ökologischer und praktischer Sicht.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Insektenfutter überhaupt?
- Warum wird Insektenfutter als nachhaltig beworben?
- Katzen sind Fleischfresser – und das bleibt so
- Wie hochwertig ist Insektenprotein wirklich?
- Ist Insektenfutter für Allergiker-Katzen geeignet?
- Wie sieht es mit der Hygiene und Belastung aus?
- Frisst meine Katze überhaupt Insektenfutter?
- Für wen kann Insektenfutter sinnvoll sein?
- Was sagt die Wissenschaft?
- Worauf du beim Kauf achten solltest
- Fazit: Insektenfutter für Katzen – gut gemeint, aber nicht ideal
- FAQs
Was ist Insektenfutter überhaupt?
Insektenfutter besteht aus Proteinmehl, das aus Insektenlarven gewonnen wird – häufig von der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens) oder dem Mehlwurm (Tenebrio molitor). Die Insekten werden gezüchtet, verarbeitet, getrocknet und fein vermahlen, bevor sie in Nass- oder Trockenfutter eingearbeitet werden.
Dieses Insektenprotein soll tierisches Eiweiß aus z. B. Rind, Huhn oder Fisch ersetzen – ohne die Nachteile von Massentierhaltung und hoher Umweltbelastung.
Warum wird Insektenfutter als nachhaltig beworben?
Die Argumente der Hersteller klingen überzeugend:
- Geringer CO₂-Ausstoß im Vergleich zur Viehzucht
- Wenig Wasserverbrauch
- Hohe Futterverwertung – Insekten benötigen wenig Futter, um schnell zu wachsen
- Wenig Fläche – Insektenfarmen sind platzsparend und können vertikal aufgebaut werden
- Verwertung von Bioabfällen – oft werden Insekten mit Reststoffen gefüttert
Insekten als Futterquelle gelten also als nachhaltiger und umweltfreundlicher als klassisches Fleisch. Doch was bedeutet das für die Gesundheit der Katze?
Katzen sind Fleischfresser – und das bleibt so
Im Gegensatz zum Hund ist die Katze ein obligater Karnivore – das heißt: Sie braucht tierisches Eiweiß und bestimmte Nährstoffe aus Fleisch, um gesund zu bleiben. Dazu gehören:
- Taurin – nur in tierischem Gewebe in ausreichender Menge enthalten
- Arachidonsäure – eine essentielle Fettsäure, ebenfalls nur in tierischen Fetten enthalten
- Vitamin A in aktiver Form (Retinol) – pflanzliche Vorstufen (Beta-Carotin) kann die Katze nicht verwerten
- Vitamin B12 – nur aus tierischer Quelle
Die entscheidende Frage lautet also: Kann Insektenprotein diese Anforderungen erfüllen?
Wie hochwertig ist Insektenprotein wirklich?
Insekten enthalten Eiweiß, Fett, Vitamine und Mineralstoffe – aber nicht in derselben Zusammensetzung wie Muskelfleisch oder Innereien von klassischen Nutztieren.
Ein paar Punkte zur Einordnung
- Proteingehalt: Insekten haben einen hohen Eiweißanteil (je nach Art bis zu 60 %), allerdings mit abweichendem Aminosäureprofil.
- Taurin: Insekten enthalten kaum Taurin – es muss in Insektenfutter synthetisch ergänzt werden.
- Fettzusammensetzung: Die Fettsäuren in Insekten sind nicht optimal für Katzen, insbesondere Arachidonsäure fehlt meist.
- Chitin: Der Insektenpanzer enthält Chitin, ein Ballaststoff, der die Verdaulichkeit reduzieren kann – bei empfindlichen Tieren problematisch.
Fazit: Insektenprotein kann bestimmte Nährstoffe liefern, ersetzt aber nicht die ganze Nährstoffpalette, die eine Katze über klassisches Fleisch erhalten würde. Eine ausgewogene Rezeptur ist nur mit Zusatzstoffen möglich.
Ist Insektenfutter für Allergiker-Katzen geeignet?
Viele Hersteller werben damit, dass Insektenfutter ideal für allergische Tiere sei – doch das ist nur bedingt korrekt.
Pro
Die Eiweiße der Schwarzen Soldatenfliege oder des Mehlwurms sind noch seltene Allergene, daher reagieren viele Tiere zunächst nicht allergisch. Für Katzen mit bekannter Futtermittelallergie auf Rind, Huhn oder Fisch kann das eine vorübergehende Lösung sein.
Contra
Eine Kreuzreaktion mit Hausstaubmilben oder Schalentieren kann vorkommen, da die Proteine teils ähnlich aufgebaut sind. Es gibt bisher kaum Langzeitstudien zur Verträglichkeit von Insektenprotein bei Katzen.
Wichtig: Insektenfutter ist nicht automatisch hypoallergen, sondern einfach nur neu und daher seltener als Allergen in Erscheinung getreten.
Wie sieht es mit der Hygiene und Belastung aus?
Kritische Stimmen werfen ein
- Insekten werden oft mit pflanzlichen Reststoffen gefüttert – was ist, wenn diese mit Pestiziden belastet sind?
- Schwermetalle und Umweltgifte können sich im Insektenkörper anreichern.
- Die Herstellung unterliegt nicht immer strengen Kontrollen, vor allem bei außereuropäischer Produktion.
Wer auf Insektenfutter setzt, sollte genau hinschauen, woher die Insekten stammen und wie sie verarbeitet wurden. Transparente Hersteller geben Aufschluss über Herkunft, Zuchtbedingungen und Analysen.
Frisst meine Katze überhaupt Insektenfutter?
Das ist eine berechtigte Frage – denn Katzen sind wählerisch. Insektenprotein riecht und schmeckt anders als klassisches Fleisch. Viele Katzen lehnen es zunächst ab.
Erfahrungen zeigen
- Nassfutter mit Insekten wird besser akzeptiert als Trockenfutter
- Katzen, die aus ethischen Gründen auf Insektenfutter umgestellt werden sollen, benötigen oft lange Übergangszeiten
- Die Akzeptanz ist individuell – einige Katzen fressen es, andere nicht mal einen Bissen
Ein guter Hersteller testet das Futter auf Akzeptanz mit echten Katzen – das sollte auf der Website oder Verpackung ersichtlich sein.
Für wen kann Insektenfutter sinnvoll sein?
Insektenfutter für Katzen kann in bestimmten Fällen eine Ergänzung oder Notlösung sein:
- Bei Futterunverträglichkeiten, wenn andere tierische Eiweißquellen nicht vertragen werden
- Wenn Halter:innen großen Wert auf Nachhaltigkeit legen
- Als Teil eines Rotationsplans zur Entlastung des Verdauungssystems
🚫 Nicht geeignet ist es als einzige dauerhafte Proteinquelle, vor allem wenn keine vollständige Deklaration und Analyse der Nährstoffe vorliegt.
Was sagt die Wissenschaft?
Bisher gibt es nur wenige unabhängige Studien zur Langzeitwirkung von Insektenfutter bei Katzen. Die meisten Studien stammen aus der Hundeernährung – oder wurden von Herstellern selbst finanziert.
Kritische Stimmen, etwa aus dem Bereich der artgerechten Ernährung, warnen davor, Insektenfutter als gleichwertige Alternative zu tierischem Muskelfleisch zu verkaufen. Sie sehen es eher als Notlösung – nicht als dauerhafte Hauptnahrung.
Worauf du beim Kauf achten solltest
Wenn du Insektenfutter ausprobieren möchtest, achte auf:
- Offene Deklaration: Alle Zutaten und Zusätze sollten vollständig benannt sein
- Zusatz von Taurin, Arachidonsäure und Vitaminen – unbedingt notwendig
- Kontrollierte Herkunft der Insekten (am besten aus EU-Zucht)
- Fütterungsempfehlung beachten und mit deinem Tierarzt/Therapeuten abstimmen
- Langsame Umstellung – über 7–10 Tage
Fazit
Insektenfutter für Katzen – gut gemeint, aber nicht ideal
Die Idee hinter Insektenfutter ist nachvollziehbar – ökologisch, modern, nachhaltig. Doch für eine Katzen ist die Lage komplexer:
- Katzen haben besondere Bedürfnisse, die Insektenfutter nicht von Natur aus abdeckt
- Es braucht synthetische Zusätze, um den Bedarf an Taurin, Arachidonsäure und Vitaminen zu decken
- Langzeitstudien fehlen, und viele Katzen verweigern das Futter schlicht
Insektenfutter für Katzen ist kein Ersatz für eine artgerechte, fleischbasierte Ernährung – kann aber als temporäre Lösung in Betracht gezogen werden, wenn z. B. Allergien bestehen oder eine ethisch motivierte Reduktion tierischer Produkte gewünscht ist.
Häufige Fragen (FAQ) zu Insektenfutter
1. Ist Insektenfutter für Katzen gesund?
Insektenprotein kann eine hochwertige Eiweißquelle sein, enthält jedoch nicht alle Nährstoffe, die Katzen aus klassischem Fleisch benötigen. Es muss daher gezielt ergänzt werden (z. B. mit Taurin, Arachidonsäure und Vitamin A).
2. Dürfen Katzen ausschließlich mit Insektenfutter ernährt werden?
Nein, Insektenfutter eignet sich höchstens als Bestandteil einer abwechslungsreichen Ernährung – nicht als alleinige Proteinquelle für Katzen.
3. Enthalten Insekten ausreichend Taurin?
Nein. Insekten enthalten kaum verwertbares Taurin – dieser essentielle Nährstoff muss zugesetzt werden, damit das Futter vollständig ist.
4. Warum wird Insektenfutter als hypoallergen bezeichnet?
Weil Insekteneiweiß bisher selten in Tierfutter vorkommt und daher weniger bekannte Allergene enthält. Trotzdem sind allergische Reaktionen möglich.
5. Welche Insekten werden im Katzenfutter verwendet?
Am häufigsten kommen die Larven der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens) oder des Mehlwurms (Tenebrio molitor) zum Einsatz.
6. Wie schmeckt Insektenfutter Katzen?
Das ist sehr individuell. Einige Katzen fressen es bereitwillig, andere lehnen es strikt ab. Akzeptanztests sind oft notwendig.
7. Ist Insektenfutter wirklich nachhaltig?
Ja, verglichen mit Fleisch aus Massentierhaltung ist Insektenzucht deutlich ressourcenschonender in Bezug auf Wasser, Fläche und CO₂-Emissionen.
8. Können Katzen Insekten gut verdauen?
Je nach Zubereitung ja – allerdings kann Chitin, ein Bestandteil des Insektenpanzers, die Verdauung belasten. Besonders empfindliche Katzen sollten langsam umgestellt werden.
9. Ist Insektenfutter für Kitten geeignet?
Nur, wenn es speziell für die Wachstumsphase formuliert wurde und alle essentiellen Nährstoffe enthält. Im Zweifel lieber herkömmliches hochwertiges Futter wählen.
10. Gibt es Studien zur Langzeitwirkung von Insektenfutter bei Katzen?
Bislang kaum. Die meisten Untersuchungen beziehen sich auf Hunde oder stammen aus Herstellerkreisen. Unabhängige Langzeitdaten fehlen.
11. Kann ich Insektenfutter mit anderen Fleischsorten kombinieren?
Ja, das ist sogar empfehlenswert – so entsteht eine ausgewogene Ernährung mit vielfältigem Nährstoffprofil.
12. Was muss ich beim Kauf von Insektenfutter beachten?
Achte auf eine offene Deklaration, kontrollierte Herkunft der Insekten, Zusätze wie Taurin und Vitamine, sowie gute Bewertungen zur Akzeptanz.
13. Kann ich Insektenfutter selber machen?
Theoretisch ja – praktisch aber schwierig, da es auf eine exakte Nährstoffbilanz ankommt. Industriell hergestelltes Insektenfutter ist besser kontrollierbar.
14. Wie stelle ich meine Katze auf Insektenfutter um?
Langsam und schrittweise, über mindestens 7–10 Tage – z. B. anfangs nur 10 % neues Futter, dann langsam steigern.
15. Eignet sich Insektenfutter für kranke oder ältere Katzen?
Nur nach Rücksprache mit einem erfahrenen Ernährungsberater oder Tierheilpraktiker. Bei Vorerkrankungen wie Nieren- oder Leberproblemen ist Vorsicht geboten.

