Kaum ein Thema verunsichert neue Hundebesitzer so sehr wie die Frage nach dem richtigen Futter für den Welpen. Die Auswahl scheint riesig: Welpenfutter für kleine Rassen, für große Rassen, sensitiv, getreidefrei, extra energiereich, mit Zusätzen „für optimales Wachstum“. Schnell entsteht der Eindruck, dass ein Welpe ohne spezielles Welpenfutter nicht richtig wachsen kann.
Doch genau hier lohnt es sich, einen Schritt zurückzutreten und eine grundsätzliche Frage zu stellen:
Brauchen Welpen tatsächlich eine eigene Kategorie Futter – oder reicht biologisch betrachtet hochwertige, artgerechte Nahrung in angepasster Menge aus?
Inhaltsverzeichnis
- Woher die Idee des Welpenfutters stammt
- Wachstum ist kein Sonderzustand
- Ein Blick auf andere Säugetiere
- Wachstum fördern oder begleiten?
- Calcium und Phosphor – warum Zahlen allein nicht reichen
- Große Rassen: Weniger Eingriff statt mehr Kontrolle
- Brauchen Welpen zwingend Welpenfutter?
- Alternativen zur klassischen Welpenfutter-Logik
- Fazit
- FAQ – Häufige Fragen zur Welpenernährung
Woher die Idee des Welpenfutters stammt
Spezielle Welpenfutter sind kein naturgegebener Standard, sondern ein Produkt der modernen Futtermittelindustrie. Mit der Industrialisierung der Tierernährung entstand der Wunsch, Fütterung zu standardisieren, zu vereinfachen und für möglichst viele Tiere rechnerisch „sicher“ zu machen.
Welpenfutter soll vor allem eines leisten: schnelles Wachstum ermöglichen, alle Nährstoffe rechnerisch abdecken und dem Menschen Sicherheit geben. Diese Ziele sind aus industrieller Sicht nachvollziehbar. Sie ersetzen jedoch keine biologische Betrachtung des wachsenden Organismus.
Wachstum ist kein Sonderzustand
Ein Welpe ist kein anderes Lebewesen als der erwachsene Hund – er befindet sich lediglich in einer Entwicklungsphase. Seine Organe, sein Verdauungssystem und sein Stoffwechsel funktionieren nach denselben biologischen Prinzipien, sind jedoch noch unreifer und empfindlicher.
Wachstum bedeutet nicht, dass plötzlich neue oder besondere Nährstoffe benötigt werden. Wachstum bedeutet, dass vorhandene Prozesse Zeit, Ruhe und Regulation brauchen. Der Körper eines Welpen ist darauf ausgelegt, sich selbst zu steuern – vorausgesetzt, er wird nicht durch dauerhafte Überversorgung oder künstliche Beschleunigung aus dem Gleichgewicht gebracht.
Ein Blick auf andere Säugetiere
Ein Vergleich hilft beim Verständnis – ohne ihn als Anleitung zu missverstehen. Beim Menschen reicht in den ersten Lebensmonaten Muttermilch vollkommen aus. Danach benötigen Kinder keine spezielle „Kindernahrung“, sondern im Wesentlichen dieselben Lebensmittel wie Erwachsene – lediglich angepasst in Konsistenz, Zubereitung und Würzung. Wachstum entsteht nicht durch besondere Zusätze, sondern durch Reifung.
Ähnlich verhält es sich bei Hunden: Ein Wolfswelpe erhält kein spezielles Welpenfutter. Er frisst dieselbe Nahrung wie das Rudel – nur in kleineren, leichter verdaulichen Portionen. Der Unterschied liegt nicht in der Zusammensetzung der Nahrung, sondern in Menge und Häufigkeit.
Dieser Vergleich dient als biologisches Referenzmodell, nicht als 1:1-Anleitung. Er zeigt jedoch, dass die Natur Wachstum nicht über Spezialprodukte steuert.

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Wachstum fördern oder begleiten?
Ein zentraler Unterschied liegt in der Denkweise. Viele Welpenfutter sind darauf ausgelegt, Wachstum zu „fördern“: durch hohe Energiedichte, zugesetzte Mineralstoffe, synthetische Vitamine und dauerhaft hohe Verfügbarkeit.
Biologisch sinnvoller ist es jedoch, Wachstum zu begleiten. Das bedeutet: hochwertige, natürliche Nahrung, keine dauerhafte Überversorgung, gleichmäßige Entwicklung und kein „Turbo-Wachstum“. Schnelles Wachstum ist nicht automatisch gesundes Wachstum. Knochen, Sehnen, Bänder und Organe entwickeln sich zeitlich versetzt. Wird dieser Prozess beschleunigt, steigt die Belastung – besonders bei größeren und schweren Rassen.
Calcium und Phosphor – warum Zahlen allein nicht reichen
Calcium und Phosphor sind wichtige Mineralstoffe im Wachstum. Entscheidend ist jedoch nicht allein ein bestimmtes Zahlenverhältnis, sondern vor allem die Quelle, die natürliche Bindung und das gemeinsame Vorkommen dieser Mineralstoffe.
Fixe Zahlenverhältnisse spielen vor allem bei industriell zusammengesetzten Futtern eine Rolle, da hier die natürliche Selbstregulation des Körpers eingeschränkt ist. Werden Mineralstoffe isoliert und dauerhaft zugesetzt, kann der Organismus Überschüsse nicht mehr bedarfsgerecht steuern. In hochwertiger, natürlicher Nahrung kommen Calcium und Phosphor eingebettet in eine biologische Struktur vor – der Körper kann damit umgehen und regulieren.
Große Rassen: Weniger Eingriff statt mehr Kontrolle
Gerade bei großen und schweren Hunderassen hält sich hartnäckig die Annahme, sie bräuchten besonders viel Energie und zusätzliche Mineralstoffe. Biologisch ist oft das Gegenteil der Fall. Große Hunde sind genetisch auf langsames Wachstum ausgelegt.
Überversorgung kann hier zu einer Beschleunigung führen, die das Skelettsystem stärker belastet. Studien und praktische Erfahrungen zeigen Zusammenhänge zwischen beschleunigtem Wachstum und späteren Belastungen des Bewegungsapparates – ohne daraus einfache Schuldzuweisungen oder Automatismen abzuleiten.
Brauchen Welpen zwingend Welpenfutter?
Die ehrliche Antwort lautet: Nein, zwingend brauchen Welpen kein spezielles Welpenfutter. Ein Welpe kann sich auch ohne Welpenfutter stabil entwickeln, wenn die Nahrung hochwertig ist, biologisch sinnvoll zusammengesetzt wird, die Menge angepasst ist und Wachstum nicht künstlich beschleunigt wird.
Welpenfutter ist eine Möglichkeit – aber keine biologische Notwendigkeit. Entscheidend ist nicht die Bezeichnung auf der Verpackung, sondern das, was im Napf landet und wie der Körper darauf reagiert.
Alternativen zur klassischen Welpenfutter-Logik
Statt zwischen „Welpenfutter ja oder nein“ zu denken, ist es sinnvoller, die Qualität der gesamten Ernährung in den Mittelpunkt zu stellen: klar deklarierte Inhaltsstoffe, hoher Fleischanteil, wenig Verarbeitung und keine unnötigen Zusätze.
Gerade bei Welpen lohnt es sich, Ruhe in den Napf zu bringen: nicht ständig wechseln, nicht dauernd optimieren, sondern eine klare Linie fahren, beobachten und dem Körper Zeit geben, sein Gleichgewicht zu finden.
Fazit
Ob ein Welpe spezielles Welpenfutter bekommt oder nicht, sollte keine Glaubensfrage sein. Entscheidend ist, dass seine Ernährung Wachstum nicht beschleunigt, sondern begleitet.
Hunde und Katzen besitzen eine außergewöhnliche Fähigkeit: Sie können lange Zeit mit biologisch ungeeigneter Ernährung überleben. Genau diese Kompensationsfähigkeit hat es ermöglicht, ein riesiges Marktangebot an Futtermitteln zu schaffen. Überleben bedeutet jedoch nicht automatisch, langfristig stabil zu bleiben.
Wer das versteht, betrachtet Welpenfütterung nicht mehr als Produktentscheidung, sondern als verantwortungsvolle Begleitung eines sensiblen Entwicklungsprozesses. Biologie lässt sich nicht überlisten. Sie lässt sich nur respektieren.









FAQ – die 10 häufigsten Fragen zur Welpenernährung
Wie oft sollte ein Welpe am Tag fressen?
Welpen haben einen kleinen Magen und einen hohen Energiebedarf. Mehrere kleinere Mahlzeiten sind deshalb in den ersten Monaten meist besser geeignet als wenige große Portionen. Wichtig ist ein ruhiger, regelmäßiger Rhythmus und die Beobachtung von Kot, Verhalten und Entwicklung.
Wie viel Futter braucht ein Welpe pro Tag?
Die benötigte Futtermenge hängt von Alter, Rasse, Wachstumstempo, Aktivität und Energiedichte des Futters ab. Statt starrer Grammzahlen ist die gleichmäßige Entwicklung des Welpen der bessere Maßstab.
Ab wann darf ein Welpe Adult-Futter bekommen?
Ein Welpe braucht keine eigene Futterkategorie, sondern eine biologisch passende Zusammensetzung. Ein hochwertiges Futter ohne Welpenlabel kann funktionieren, wenn es nicht wachstumsbeschleunigend ist.
Ist Trockenfutter für Welpen geeignet?
Trockenfutter ist für den Menschen praktisch, für den Welpenkörper jedoch oft belastend. Energiedichte, geringe Feuchtigkeit und hohe Stärkeanteile können Verdauung und Stoffwechsel fordern.
Warum bekommt mein Welpe Durchfall beim Futterwechsel?
Der Darm eines Welpen ist empfindlich. Schnelle Wechsel oder mehrere Änderungen gleichzeitig überfordern oft die Anpassungsfähigkeit. Langsame Umstellungen und Ruhe sind hier entscheidend.
Macht Welpenfutter Welpen schneller groß?
Die Endgröße ist genetisch festgelegt, das Wachstumstempo jedoch beeinflussbar. Stark energiereiches Futter kann Wachstum beschleunigen und den Bewegungsapparat belasten.
Wie wichtig ist das Calcium-Phosphor-Verhältnis?
Wichtig ist weniger eine fixe Zahl als die Quelle und biologische Einbettung. Isolierte Mineralgaben können problematischer sein als natürliche Vorkommen im Futter.
Braucht mein Welpe zusätzliche Vitamine oder Mineralstoffe?
Bei hochwertigem Futter sind viele Nährstoffe bereits enthalten. Zusätze sollten bewusst, gezielt und nicht „zur Sicherheit“ gegeben werden.
Was sind typische Fehler in der Welpenfütterung?
Zu energiereiches Futter, zu viele Wechsel, zu viele Zusätze und die Erwartung schnellen Wachstums gehören zu den häufigsten Fehlern.
Woran erkenne ich hochwertiges Futter für Welpen?
Offene Deklaration, klare Zutaten, wenig Marketing und die Reaktion des Welpen selbst sind die besten Hinweise auf Qualität.